Wirtschaftsprüfer: Höherer Umsatz, diversifizierteres Leistungszentrum

Interdisziplinäre Ansätze, neue Themenfelder der Mandanten und die Internationalisierung wirken sich auf das Portfolio der Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaften (WP) aus. Big Data und Business Analytics eröffnen ebenso neue Möglichkeiten wie IT Audit, Legal Tech und PropTech. Gerade die umsatzstarken Prüfungshäuser weiten daher ihr Leistungsangebot aus. Das sind Ergebnisse der aktuellen Lünendonk-Studie 2020 „Wirtschaftsprüfung und Steuerberatung in Deutschland“. Die Studie ist unter www.luenendonk.de verfügbar.

Bei der Gesamtheit der befragten WP-Gesellschaften genießt weiterhin die Steuerberatung (inklusive Steuerdeklaration und Buchhaltung) den größten Stellenwert. 46,2 Prozent der Umsätze des Geschäftsjahres 2019 entfielen auf diesen Bereich (Vorjahr: 45,4 %). Erst auf dem zweiten Platz folgt mit 32,1 Prozent die Wirtschaftsprüfung inklusive prüfungsnaher Beratung (Vorjahr: 33,8 %). Auch wenn der Anteil an Audit-Leistungen weiterhin abnimmt, befindet sich dieses Segment immer noch auf einem hohen Niveau.

Big Four mit dem größten Anteil im Advisory
Interessant ist: Bei den 25 führenden WP-Gesellschaften ist der Umsatzanteil der Wirtschaftsprüfung im Jahr 2019 mit 29,6 Prozent am höchsten. Anders sieht es bei den Big Four (Deloitte, EY, KPMG und PricewaterhouseCoopers) aus. Erstmals wiesen sie im Geschäftsjahr 2019 die höchsten Umsatzanteile im Bereich Advisory aus. Dabei kommt allein Deloitte auf fast eine Milliarde Euro in Deutschland. Dennoch legten alle vier Gesellschaften in absoluten Zahlen auch in der Prüfung zu. Dies ist nachvollziehbar, denn das Audit-Geschäft und die damit verbundenen Positionierungsthemen Qualität und Seriosität stellen ein wichtiges USP (unique selling proposition) dar.

Das bedeutet: Durch die angespannte Wettbewerbssituation weiten die WP-Gesellschaften ihr Leistungsspektrum weiter aus und positionieren sich als Professional Service Firm. So verstärkten sich die großen Marktteilnehmer unter anderem mit Web- und Werbeagenturen, Digitalberatungen sowie Software- und Analytics-Unternehmen.

Wachstum durch Transformation und Beratung
„Im Bereich der Digitalisierung sehen die Studienteilnehmer in den kommenden zwei bis drei Jahren vor allem in Transformations- und Beratungsthemen überdurchschnittliche Wachstumsfelder“, so Jörg Hossenfelder, geschäftsführender Gesellschafter von Lünendonk & Hossenfelder. „An erster Stelle steht die IT-Prüfung, gefolgt vom Compliance-Management-System und Cyber Security.“ Auch mittels IT-Beratung und Systemintegration möchten die Studienteilnehmer wachsen, besonders mit der Finance- und Controlling-Abteilung der Mandanten.

Bei der Frage, in welchen Bereichen die WP-Gesellschaften in den nächsten zwei bis drei Jahren die größten Chancen für Umsatzzuwächse sehen, liegt auf einer Bewertungsskala von +2 (sehr hoch) bis -2 (sehr schwach) die Steuerberatung mit 1,28 an erster Stelle. Dieses Bild zeichnete sich bereits im Vorjahr ab. Ebenfalls mit einer positiven Entwicklung versehen sind Management- (1,08) und Rechtsberatung (1,03), gefolgt von Corporate Finance (0,90). Audit liegt mit 0,46 zwar noch im leicht positiven Bereich, aber mit Abstand auf dem letzten Platz.

Lünendonk & Hossenfelder GmbH
Lünendonk & Hossenfelder mit Sitz in Mindelheim (Bayern) analysiert seit dem Jahr 1983 die europäischen Business-to-Business-Dienstleistungsmärkte (B2B). Im Fokus der Marktforscher stehen die Branchen Management- und IT-Beratung, Wirtschaftsprüfung, Steuer- und Rechtsberatung, Facility Management und Instandhaltung sowie Personaldienstleistung (Zeitarbeit, Staffing).