Was ist “Legal Tech”?

“Legal Tech” ist eines dieser Modewörter, das derzeit in der weltweiten Startup-Szene en vogue ist. Das Wort klingt irgendwie hip und hebt sich wohltuend von den Begriffen „Jura“ und “Recht“ ab, die bei vielen Zeitgenossen eher negative Assoziationen hervorrufen. Fragt und forscht man allerdings genauer nach, wird deutlich, dass begrifflich noch vieles im Flusse ist. Trotzdem soll im Folgenden eine Annäherung an den Begriff Legal Tech gewagt werden.

Warum geht es also bei Legal Tech? Legal Tech ist ein sog. Kofferwort und setzt sich aus den Begriffen legal services und technology zusammen. Wie der Name bereits verrät, geht es um die Anwendung von (modernen bzw. digitalen) Technologien auf “Recht”. Bei der Anwendung von Technologien auf “Recht” lassen sich (vereinfacht gesagt) mehrere Einsatzgebiete unterscheiden, die eine Begriffsannäherung erlauben:

  1. Moderne Technologien können eingesetzt werden, um juristische Hilfstätigkeiten von Kanzleien, wie z.B. Kanzleimanagement, Dokumentenverwaltung, Rechnungsstellung, Kollaboration, Abrechnung und E-Discovery (information retrieval), zu automatisieren und zu optimieren.
  2. Moderne Technologien können ferner verwandt werden, um den Zugang zum Recht zu vereinfachen. So kann bspw. durch technologiebasierte Plattformen der Kontakt von Rechtsberatern und Rechtssuchenden  (Anwaltsmarktplätze, Klientenkontakttools etc.) oder die Suche nach Rechtstexten vereinfacht werden. Unter dieses Einsatzgebiet könnte man auch Versuche fassen, die juristische Ausbildung durch moderne Technologien zu verbessern.
  3. Moderne Technologien können genutzt werden, um die Erstellung Rechtstexten zu automatisieren (Vertragsgeneratoren, interaktive Formularsammlungen etc.).
  4. Moderne Technologien und Methoden, wie z.B. Big Data, Machine Learning Technologie, Artificial Intelligence (AI), Natural Language Processing, Parsing, Knowledge Representation und Reasoning und statistischer Analyse, können (vereinfacht gesprochen) auch verwandt werden, um die Rechtsfindung und -analyse als solche zu automatisieren, vorherzusagen und zu revolutionieren. Dieser Einsatz von Technologien, die den Faktor Mensch bei der Rechtsfindung bzw- analyse im Ergebnis minimieren bzw. überflüssig machen soll, steckt noch in den Kinderschuhen und steht angesichts der juristischen Semantik vor großen Herausforderungen.

Legal Tech beschreibt also für gewöhnlich den Einsatz von modernen Technologien in den oben skizzierten Gebieten. Wagt man sich an eine Definition von Legal Tech als Sammelbegriff, der die oben erwähnten Einsatzgebiete umfasst, könnte man wie folgt formulieren: Legal Tech beschreibt den Einsatz von modernen, computergestützten, digitalen Technologien, um Rechtsfindung, -anwendung, -zugang und -verwaltung durch Innovationen zu automatisieren, zu vereinfachen und – so die Hoffnung – zu verbessern. Eine einheitliche Definition hat sich aber, wie bereits erwähnt, noch nicht herausgebildet.

Um den Begriff Legal Tech hat sich insbesondere in den USA eine veritable Community gebildet, die allerdings in Deutschland noch sehr überschaubar. In den USA bezeichnen sich schon mehrere 100 Unternehmen als „Legal Tech Startups“ oder „Legal Startups“. In Deutschland sind es derzeit deutlich unter 30 Unternehmen. Die Legal Tech Community steht erst am Beginn eines langen und spannenden Weges, der im Einzelnen noch nicht abzusehen ist.