Verbraucherrecht 2021 – wie groß ist der Markt und wer verdient wie viel?

von Marco Klock

Seit Jahren treibt mich nun die Frage umher, wie groß der Rechtsmarkt im Verbrauchersegment (B2C) wirklich ist und welche Player in diesem Segment die wirklichen Champions sind. Bei der Beantwortung der Frage möchte ich nicht zwischen Legal Tech oder Kanzlei differenzieren, sondern beide aus Sicht des Verbrauchers als Rechtsdienstleister betrachten – so wie es marktgerecht erscheint.

Eine Annäherung an konkrete Zahlen treibe ich zumindest beiläufig seit Jahren voran. Im Grunde versuche ich in jedem Gespräch verschiedene Marktzahlen zu validieren, um diese dann in ein Gesamtbild einzufügen. Aus vielen einzelnen Daten, die ungleich verteilt sind, lässt sich trotzdem kein hinreichend plausibles Bild eines Milliardenmarktes zeichnen.

Und obwohl ich schon in vielen Legal Tech Pitchdecks einen total addressable market (TAM) jenseits der 20 Mrd. EUR gesehen habe, gab es auf die Frage, woher diese Daten stammen nie eine befriedigende Antwort. Es drängt sich die Vermutung auf, dass es sich dabei häufig um die 20-28 Mrd. EUR (je nach Jahr) des gesamten deutschen Rechtsmarkts, also inklusive des riesigen B2B-Segments der Wirtschaftskanzleien und des Mittelstands handelt.

Analyse des Marktes für Verbraucherrechte (B2C-Segment)

Auf Basis dieser Ausgangslage habe ich mich entschieden, die Herausforderung anzunehmen und mit den mir bisher vorliegenden Daten und verschiedenen Modellen eine Marktanalyse durchzuführen. Das Ziel dieser Analyse war die Beantwortung der Frage, wie viel Umsatz im B2C-Segment erwirtschaftet wird und wie sich dieser Umsatz auf die Rechtsgebiete verteilt. 

Die Modellierung dieser Analyse eignet sich zukünftig dafür, mit weiteren Daten verschiedene Annahmen zu verfeinern und damit ein genaueres Bild des Rechtsmarkts, also noch bessere Ergebnisse zu erhalten. Um diesen Prozess zu befeuern, habe ich zusätzlich eine anonyme Umfrage erstellt. Bitte teilt diese Umfrage in euren Juristen-Netzwerken und motiviert die Leute zum Mitmachen. Die Daten werden dann für alle zugänglich gemacht.

Hier gehts zur Umfrage: https://forms.gle/19Hpt6jbkkQZyQXJ9

Segmentierung des Marktes in B2C und B2B

Die Segmentierung des Marktes in die beiden relevanten Segmente stellt aufgrund der Datenlage eine große Herausforderung dar. Mit unterschiedlichen Daten zu den Umsätzen von Kanzleien, den Umsätzen von Berufsträgern, der Deckungsbeiträge in unterschiedlichen Rechtsgebieten, der Verteilung der Fachanwaltschaften und vielen eigenen Daten oder aus dem Netzwerk wurde mittels einer Top Down und Bottom Up-Methodik diese Analyse durchgeführt. Ich möchte an dieser Stelle einen Dank aussprechen an alle, die transparent mit relevanten Marktdaten umgehen und diese teilen. Auch wenn eine gewisse Unschärfe nicht zu vermeiden ist, ergeben die Ergebnisse der Analyse das bisher detaillierste Bild des B2C-Rechtsmarkts.

Der Rechtsmarkt insgesamt erwirtschaftet einen Umsatz in Höhe von 28 Mrd. EUR. Von diesem Markt entfallen 9,56 Mrd. EUR auf das Marktsegment für Verbraucherrecht. Durch die Entstehung neuer Geschäftsmodelle wie Forderungskauf oder Prozesskostenfinanzierung ergibt sich eine Marktvergrößerung, die auf Basis der bisherigen Datenlage nicht zu quantifizieren ist. Zusätzlich umfasst das Marktvolumen des B2C-Segments einen Teil der insgesamt ca. 3 Mrd. EUR Notarumsätze.

Welche Rechtsgebiete machen den meisten Umsatz?

Neben der Segmentierung des Rechtsmarkts in B2C und B2B stelle ich mir seit Jahren die Frage danach, wie groß die Märkte der einzelnen Rechtsgebiete im B2C-Segment sind. Eine detaillierte Analyse der vorhandenen Daten ergab dann folgendes Bild:

Mit einem Umsatz von knapp 2 Mrd. EUR liegt Arbeitsrecht auf Platz 1. Überraschend sind aus meiner Sicht das Familienrecht, aber auch das Bau- und Architektenrecht, welche als Hidden Champions einen überraschend großen Marktanteil im B2C-Segment für sich vereinnahmen. Diese Erkenntnis ist interessant, denn meines Wissens konzentrieren sich wenige Legal Techs darauf, in diesen Bereichen mit Innovationen neue Impulse zu setzen.

Sobald neue Erkenntnisse durch weitere Daten und die Validierung der Modellierung entstehen, werde ich diese entsprechend teilen. Ich möchte deshalb noch einmal darauf hinweisen, bitte diese Umfrage zu teilen – auch in den Netzwerken, die ggf. nicht auf LinkedIn aktiv sind. Von diesen Daten können alle Marktteilnehmer profitieren.

Solltet ihr Fragen zu den Details der Analyse, Feedback oder einfach eine weitere Datenquelle haben, kontaktiert mich gerne. Ich stehe jederzeit für einen Austausch bereit!

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Marco Klock ist CEO und Co-Founder der Verbraucherrechteplattform Atornix und Berater bei rightmart.

Hier noch einmal der Link zur Umfrage: https://forms.gle/19Hpt6jbkkQZyQXJ9