Legal Tech: The Next Generation

von Franziska Lehner und Sarah Kaltenbrunner

Millennials want to have experiences that reflect their values, embrace Technology and value their time. (Amanda Osorio)

Millennials, das betrifft die Jahrgänge 1981 bis 1997, stellen nun die Mehrheit der Arbeitskräfte dar. Nach aktuellen Studien wird der Marktanteil im Jahr 2025 bereits 75% betragen. Diese Statistik wirkt sich entsprechend in der Rechtsbranche aus, dieselbe Branche die zurzeit (Tendenz stark steigend) durch Legal Tech reformiert wird.

Beide Entwicklungen, die eng miteinander verwoben sind, stellen Kanzleien vor neue Herausforderungen:

  • Millennials setzen eigene Anforderungen an ihre (künftigen) Arbeitsstellen,
  • und Legal Tech revolutioniert die Arbeitsweise von Juristen.

In beiden Fällen bedarf es einer Anpassung externer und internen Strukturen der Kanzleien, sofern diese das Zeitalter der Digitalisierung nicht nur überstehen, sondern gar davon profitieren wollen.

Diese Entwicklungen sollten nicht voneinander getrennt betrachtet werden, denn sie stehen in einem engen Zusammenhang und ergänzen sich gegenseitig, selbst wenn die Beweggründe (zum Teil) sehr unterschiedlich sind.

Für Millennials als Anwälte verspricht Legal Tech sowohl inhaltlich, als auch für die Rahmenbedingungen des Anwaltsberufs eindeutige Vorteile. Auf der Kehrseite bietet Legal Tech für Millennials als Unternehmer effiziente und kosteneffektive Lösungen und nicht zuletzt möglichen Geschäftsinhalt (Start Ups).

MILLENNIAL-LAWYERS

Jene oft mühsamen Aufgaben, die viel Zeit, Wiederholung und wenig fundiertes Rechtswissen erfordern, werden in der Regel auf Konzipienten bzw. Referendare abgeschoben. Das führt zur Unzufriedenheit der Arbeitnehmer und aufgrund der hohen Kosten ebenso der Mandanten. Diese Aufgaben werden allmählich zur Gänze von software applications übernommen. Es bleibt mehr Zeit für jene Aufgaben, die die Kernkompetenzen des Juristen herausfordern und für höhere Zufriedenheit am Arbeitsplatz sorgen.

Im Gegensatz zu vorigen Generationen sind Millennials in der Regel nicht länger bereit 80h pro Woche im Büro zu verbringen. Work-Life-Balance wird nicht nur großgeschrieben, sondern gelebt. Tendenziell besteht weniger Scheue den Arbeitsplatz öfter zu wechseln, wenn die Bedingungen nicht den Bedürfnissen entsprechen. Denn Zeit ist mehr wert als Geld. Um den Werten von Millennials zu entsprechen, sollten Kanzleien auch hier auf Legal Tech setzen. Eindeutige Vorteile bieten etwa smarte Recherche Tools oder solche zur automatisierten Vertragsaufstellung, an Hand derer zahlreiche Arbeitsstunden eingespart werden können.

Für Millennials spielt flexibles Arbeiten bei der Berufs- und später Unternehmenswahl eine entscheidende Rolle. Für Juristen wird remotes Arbeiten im Besonderen erst durch den Einsatz technischer Lösungen ermöglicht. Einerseits liefert Technologie hier die notwendige Infrastruktur, so kann man mittlerweile, sofern man Strom, Laptop/Tablet/Smartphone und Internet Zugang hat, an jeder Ecke der Welt arbeiten. Andererseits werden Ausreden, auf die sich Kanzleien bisher gerne beriefen und die in der juristischen Tätigkeit als solche ihre Begründung fanden, durch Legal Tech überholt: Rechtsdatenbanken, Document Management Systeme sowie sichere online Datenräume ermöglichen Juristen in der Theorie längst remotes Arbeiten. In der Praxis liegt der traditionell konservative Arbeitgeber deutlich hinter anderen Branchen zurück.

MILLENNIAL-CLIENTS

Millennials sind nicht nur künftige Arbeitnehmer, sondern gleichermaßen Mandanten. Denn Millennials gründen selbst Unternehmen. Sind diese erfolgreich, weisen sie vor allem eine Gemeinsamkeit auf: von Millennials für Millennials bedeutet in der Regel Disruption. Dies sieht man am Beispiel von AirBnB, Uber oder Facebook.

Kanzleien müssen sich daher mehrfach auf die Veränderungen des Wertesystems und der Digitalisierung einstellen, um ihre Position in der Branche nicht zu verlieren. Auch Millennials werden bald zur größten Mandantenschicht werden. Als Dienstleister müssen Kanzleien daher ihre Aufmerksamkeit darauf richten, welche Werte Millennials als Mandanten verfolgen, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu sichern und auszubauen.

Vor dem Hintergrund der Technikaffinität dieser Generation, steigt die Bedeutsamkeit der Implementierung technologischer Lösungen exponentiell. Minimale Zeitaufwendung, geringe Kosten und hoher Output werden von Kanzleien gefordert. Zudem wird eine klare Kommunikation und Echtzeit Einsicht in Arbeitsprozesse, von der Bearbeitung eines Dokuments bis hin zur Verrechnung des Honorars, zunehmend zur Priorität.

HIGH POTENTIAL SOLUTIONS

In Hinblick auf all diese Herausforderungen, bringt Legal Tech großes Potential mit sich. Dies lässt sich anhand folgender etablierter Kategorien von Legal Tech, die aus einer Studie der BCG und Bucerius Law School stammen, veranschaulichen:

  1. Enabler Technologies ermöglichen Rahmenbedingungen für weitere Anwendungen und schaffen die nötige Infrastruktur, etwa für remotes Arbeiten, zB durch cloud services und cybersecurity tools;
  2. Process Support Technologies bieten Unterstützung der Arbeitsverfahren und dienen insbesondere der Effizienzsteigerung (zB C-M-Systeme) und der Strukturierung weiterer nicht juristischer Aufgaben der Kanzleiorganisation, zB in der Abrechnung;
  3. Substantive Law Solutions liefern materiell-rechtliche Lösungen zur Unterstützung juristischer Kerntätigkeiten, zB Datenanalyse oder automatisierte Erstellung von Verträgen.

Betrachtet man diese technischen Lösungsvarianten und vergleicht man diese mit den Wertvorstellungen der Millennials, versprechen einige Aufgabengebiete großen Erfolg für Start Ups und einen Gewinn für Kanzleien:

  • Effektives Zeitmanagement geht mit transparenter Abrechnung in Echtzeit einher;
  • Cloud Lösungen ermöglichen remotes Arbeiten sowie effektive Verwaltung und Bearbeitung von Dokumenten;
  • Dies stellt wiederum einen Anknüpfungspunkt für eine klare virtuelle Kommunikation zwischen Mandant und Anwalt dar;
  •  Nicht zuletzt liegt die Automatisierung von Arbeitsschritten im beiderseitigen Interesse. Der inhaltliche Anspruch an die Arbeit wird gewahrt und der Kosten-Nutzen-Effekt für Mandanten gewährleistet.

THE NEW GENERATION

Die nächste Generation bringt zahlreiche Vorteile mit sich, wenn man sie zu nutzen weiß. Vielfach kann Wissen um die Digitalisierung und daran angepasste Vorstellungen von Mandanten am einfachsten und kostengünstigsten vor Ort gesammelt werden. Wie wäre es damit einfach mal die eigenen jungen Mitarbeiter zu befragen?

Abgesehen von dem Vorteil, die Kanzlei durch ihre jüngeren Mitarbeiter auf die Erwartungen ihrer Mandanten vorzubereiten, bringen Millennials als Arbeitskräfte hohe Anpassungsfähigkeit, schnelles Auffassungsvermögen sowie zielorientiertes Arbeiten mit sich. Zudem sind Millennials die erste Generation sogenannter „digital natives“, das heißt online und vernetzt aufgewachsen. Die hohe Anpassungsfähigkeit findet nicht zuletzt in der raschen technologischen Entwicklung ihren Grund. Abseits jener jungen angehenden Juristen, die den Anwaltsberuf anvisieren, eröffnet Legal Tech selbst in den Kanzleien eine Sparte neuer Berufe, für alle jene, die im Kern mit juristischen Kompetenzen arbeiten wollen, jedoch eine vielseitige Einsatzbereitschaft aufweisen und über neue (nicht-juristische) Skills verfügen. Als Beispiel seien Legal Project Manager, Legal Tech Beauftragte oder Legal Tech Engineers und Designer genannt.

Setzt man sich mit diesen Entwicklungen auseinander, die Millennials und die Digitalisierung Hand-in-Hand mit sich bringen, kann man dies als Chance für die Rechtsbranche nutzen. Wir von LTIA sind fest davon überzeugt:

The difference between disruption and opportunity lies within preparation.

Denn letztlich schließt sich der Kreis. Legal Tech birgt großes Potential mit und für Millennials und mit vereinten Kräften können sie den Übergang in eine neue Ära der Anwaltei einläuten.”