Automatisierung rechtlicher Routineaufgaben zum Standard machen: rfrnz entwickelt Contract Intelligence Platform mit Risikoanalyse

Von Mischa Peters — Das Münchener Startup rfrnz bringt ein Vertragsanalysetool auf den Markt – derzeit wird die Contract Intelligence Platform bei ersten Kunden, darunter DAX-Unternehmen, KMUs und Anwaltskanzleien implementiert. Eine erste Standardproduktversion soll in Kürze veröffentlicht werden. Ein Interview mit den Gründern von rfrnz.

LTB: Mit ein paar Worten: Was macht rfrnz?

rfrnz: rfrnz entwickelt eine Contract Intelligence Platform. Das bedeutet, dass wir unsere Kunden dabei unterstützen, relevante Informationen aus Verträgen zu extrahieren, Risiken zu identifizieren und die Arbeitsabläufe im Vertragsmanagement zu verbessern.

LTB: Wer sind die Gründer und Key-Teammitglieder von rfrnz?

rfrnz: Wir sind drei Gründer, Dr. Sven von Alemann (CEO), Dr. Adriaan Schakel (Chief Scientist) und Moritz Biersack (CTO). Unser Team verbindet umfangreiche Kenntnisse des Rechtsmarktes mit langjähriger Erfahrung und Expertise in maschinellem Lernen und der Produktentwicklung.

[Bild: Stefan Loeber – Die rfrnz-Gründer: Dr. Sven von Alemann (von links), Moritz Biersack und Dr. Adriaan Schakel.]

LTB: Können Sie uns sagen, wie und wann Sie die Idee von rfrnz entwickelt haben? Was ist die Geschichte dahinter?

rfrnz: Sven ist ein erfahrener Anwalt, der in einer internationalen Anwaltskanzlei und Rechtsabteilungen unterschiedlicher Größe tätig war. Dabei konnte er aus erster Hand erfahren, wie zeitaufwändig, kostenintensiv und fehleranfällig Vertragsanalyse sein kann. Adriaan, ein habilitierter theoretischer Physiker, ist ein Experte für maschinelles Lernen und natürliche Sprachverarbeitung. Als Sven und Adriaan sich im Jahr 2016 kennenlernten, hatte Adriaan bereits Experimente mit der Analyse von rechtlichen Daten durchgeführt. Gemeinsam entwickelten sie die Idee und wie eine Lösung für Kunden aussehen kann. Sie schlossen sich mit Moritz als erfahrenen Entwickler zusammen, um ein MVP zu entwickeln und die Lösung bei ersten Kunden zu implementieren.

LTB: Was ist das Besondere an rfrnz und dem von Ihnen entwickelten Vertragsanalysetool? Wer würde davon profitieren?

rfrnz: Unsere Technologie ist sehr flexibel und kann neue Vertragsarten, Klauseln und Sprachen schnell und einfach erlernen. Wir bieten unser Tool Anwaltskanzleien, Rechtsabteilungen und anderen Unternehmensfunktionen wie Einkauf und Finance an. Unsere Lösung extrahiert nicht nur alle relevanten Informationen aus Verträgen und macht sie für unsere Kunden sichtbar, sondern bietet auch eine Risikoanalyse. Damit identifizieren wir Klauseln, die potenziell Risiken enthalten und geprüft werden sollten, entweder anhand von im Voraus identifizierten (bekannten) Risiken oder auf der Basis von Anomalien und unüblichen Formulierungen (also vorher unbekannten Risiken).

LTB: In welchem Stadium befindet sich rfrnz derzeit?

rfrnz: Wir implementieren unsere Technologie bei ersten Kunden, darunter DAX-Unternehmen, KMUs und Anwaltskanzleien. Unsere erste Standardproduktversion wird in Kürze veröffentlicht.

LTB: Was haben Sie aus den frühen Versionen des Tools gelernt?

rfrnz: Kunden wollen klare und genaue Ergebnisse, aber vor allem auch Transparenz. Deshalb geben wir ihnen die Möglichkeit, die Ergebnisse in ihrem Kontext zu überprüfen und machen auch die Confidence des Systems bzgl. des Ergebnisses transparent. Wir haben auch gelernt, dass es zwar einige Unternehmen gibt, die sehr innovativ sind und bereits gute Tools für das Management ihrer Verträge und Inhalte einsetzen. Aber gleichzeitig haben sehr viele Unternehmen noch einen langen Weg vor sich, wenn es um die Digitalisierung – insbesondere im Rechtsbereich – und die Automatisierung von rechtlichen Routineaufgaben geht. Wir freuen uns darauf, möglichst viele von ihnen zu unterstützen!

LTB: Können Sie uns etwas über Ihr Preismodell sagen?

rfrnz: Wir haben ein abonnementbasiertes Modell, der monatliche Preis hängt dabei von der Anzahl der Module und Seats ab, die unsere Kunden benötigen.

LTB: Stichwort “Marketing”: Wie überzeugt man potenzielle Kunden?

rfrnz: Am besten überzeugen wir Kunden, wenn wir ihnen demonstrieren können, wie schnell und einfach unsere Lösung einen Vertrag analysiert.  Die meisten Kunden erkennen direkt den Nutzen, den wir ihnen bieten können, weil sie schneller und oftmals genauer eine Vielzahl von Verträgen automatisiert prüfen können.

LTB: Was würden Sie einem skeptischen Anwalt antworten, der den Nutzen und vielleicht sogar die Genauigkeit Ihres Tools in Frage stellt?

rfrnz: “Sehen Sie selbst.” J Wir sind davon überzeugt, dass Vertragsanalysetools in den nächsten Jahren zu einem Basisinstrument für Anwälte werden. In der rechtlichen Tätigkeit und insbesondere in mittleren und großen Unternehmen gibt es viele Routineaufgaben, die in Zukunft automatisiert werden können und werden. Am besten können wir auch skeptische Kollegen mit einer Live-Demo überzeugen und gemeinsam den Nutzen anhand der konkreten Arbeitsabläufe und Vertragsprüfungen deutlich machen.

LTB: Was sind die nächsten Schritte und Ihre mittelfristigen Ziele für rfrnz?

rfrnz: Wir werden in den nächsten Monaten stark in unser Teamwachstum investieren und wollen unseren Kundenstamm weiter ausbauen. Darüber hinaus ist es für uns ebenso wichtig, kontinuierlich zu forschen und unsere Technologie immer auf dem neuesten Stand zu halten. Wir werden laufend weitere Vertragsarten und Sprachen implementieren und haben viele Funktionen in unserer Roadmap, die unsere Kunden effektiver und damit glücklich machen werden.