Ärger mit Mietmängeln? Mit LAWIO-Tool zur Mietminderung

Von Mischa Peters

Ganz gleich ob defekte Gegensprechanlage, Schimmel in der Wohnung, kaputte Heizung oder ein anderer Mietmangel: Das Legal-Tech-Startup LAWIO ist angetreten, Mietern in derartigen Situationen zu ihrem Recht zu verhelfen. Dabei stellt lawio.de zum einen ein allgemeines Informationsportal für Mieterrechte dar; zum anderen kann mithilfe des LAWIO-Tools unmittelbar überprüft werden, ob ein Mietmangel zu Mietminderung berechtigen könnte. Im Interview mit dem Legal Tech Blog erklären uns die Geschäftsführer Lea Bötticher und Sebastian Blanke, wie das funktioniert, und geben Einblick in das Geschäftsmodell von LAWIO.

LTB: Hallo Lea, hallo Sebastian, schön, dass Ihr Euch Zeit für die Beantwortung unserer Fragen nehmt. LAWIO ist – so steht es auf Eurer Homepage – eine Plattform für Mieter und bietet bei rechtlichen Problemen Unterstützung an. Was muss ich mir darunter genau vorstellen, bzw. in welchen Situationen finden Mieter bei Euch Hilfe?

Sebastian: Genau, LAWIO stellt zum einen ein allgemeines Informationsportal dar, auf welchem man sich über Mieterrechte informieren kann, zum anderen kann auf lawio.de auch überprüft werden, ob ein Mietmangel zu Mietminderung berechtigen könnte. Dazu geht man als Nutzer, wenn man akut einen Mangel in der Wohnung hat oder einen Mietmangel hatte, auf das LAWIO-Tool, sucht sich in den entsprechenden Kategorien den Mangel aus und wird dann durch einen Fragenkatalog geleitet. Wurden alle Angaben erfasst, zeigt das Tool dem Mieter direkt eine Ersteinschätzung bezüglich der Mietminderung an. Die Mietminderungsforderung kann dann an LAWIO abgetreten werden, sodass sich der Mieter um nichts mehr kümmern muss und LAWIO setzt die Mietminderung für ihn durch.

LTB: Ihr habt zu Studienzeiten selbst schlechte Erfahrungen als Mieter gemacht. Hat sich daraus die Idee zu LAWIO entwickelt?

Lea: Das Konzept zu LAWIO entstand, als bei uns im Winter die Heizung und das warme Wasser ausfielen und wir frierend in unserer WG saßen und kalt duschen mussten. Von Seiten der Hausverwaltung wurden unsere Kommunikationsversuche ignoriert oder verliefen nur sehr schleppend, die Reparatur fand erst nach vier Wochen statt und die Lösungsbereitschaft der Hausverwaltung glich Null. Unserer Meinung nach sollte es in der heutigen Zeit eine einfach zu erreichende Möglichkeit geben, um an Hilfe in diesem Bereich zu kommen. Während unserer Marktrecherche wurde uns bewusst, dass dies kein Einzelfall war, sondern Millionen von Mietern in Deutschland ein einfacher Weg zur Durchsetzung von Mietminderungsansprüchen fehlt.

LTB: Wer sind die Gründer und Hauptverantwortlichen? Und wie groß ist Euer Team aktuell?

Sebastian: Wir haben uns ziemlich schnell nach Entstehung der Idee kompetente Mitstreiter gesucht. Tatsächlich gestartet sind wir dann als Team von fünf Gründern. Gemeinsam konnten wir dann alle notwendigen Kompetenzen abdecken und mit der Entwicklung zu beginnen. Nun sind wir seit Anfang des Monats online, deshalb wächst unser Team aktuell stark und wir sind ständig auf der Suche nach Verstärkung insbesondere für unser Marketing- und IT-Team.

LTB: Könnt Ihr unseren Lesern einmal ganz praktisch schildern, wie LAWIO funktioniert? Vielleicht anhand eines fiktiven mietrechtlichen Problems und der entsprechenden Hilfestellung durch Euren Service.

Lea: Angenommen deine Klingel- und Gegensprechanlage bzw. dein Türöffner ist kaputt. Ganz schön nervig, wenn man immer aus dem 4. Stock runter laufen muss, um zu schauen wer an der Tür ist, oder? Wenn du jetzt auf lawio.de gehst, kannst du deinen Mangel in wenigen Schritten auswählen, musst nur noch ein paar Fragen beantworten, z.B. seit wann die Klingel schon kaputt ist oder ob du deinem Vermieter schon mal Bescheid gesagt hast. Nachdem du dann deine Warmmiete eingetragen hast, bekommst du direkt angezeigt, wieviel Mietminderung für diesen Fall geltend gemacht werden könnten. Wenn du dir dann die Zeit und Nerven sparen möchtest, den Papierkram selbst zu machen, kannst du die Forderung an LAWIO abtreten und wir kümmern uns um alles. Nach erfolgreich durchgesetzter Mietminderung bekommst du von uns die Mietminderung abzüglich unserer Erfolgsprovision überwiesen.

LTB: Wie lässt sich mit LAWIO Geld verdienen?

Sebastian: Wir verdienen Geld über die Erfolgsprovision. Jeder erfolgreich durchgesetzte Fall wirft damit etwas für LAWIO ab. Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch, dass ein Nutzer nie etwas bezahlen muss, wenn er selbst nichts bekommt. Uns war wichtig, dass unsere Kunden nie ein Kostenrisiko befürchten müssen oder im Zweifel für eine erfolglose Prüfung zahlen müssen.

LTB: Wie ist der aktuelle Stand Eures Services? Plant Ihr vielleicht bereits neue Dienstleistungen?

Sebastian: Wir sind Anfang des Jahres mit einer kostenlosen Version von LAWIO gestartet. Hier konnten die Nutzer eine kostenlose Schadensmeldung mit unserem Dokumentengenerator erstellen. Seit wenigen Wochen ist nun unser Full-Service online, sodass wir den Nutzern den kompletten Bearbeitungsprozess abnehmen können. Durch Kunden-Feedback lernen wir stetig dazu und unsere Priorität ist es im Moment das Kundenerlebnis zu verbessern.

LTB: Welche Ziele möchtet Ihr mit LAWIO kurzfristig/mittelfristig erreichen?

Lea: Durch LAWIO sollen Mieter an ihr Recht kommen, die vorher nur einen eingeschränkten Zugang zum Recht hatten. Sei es durch Unwissenheit, Zeitmangel oder Angst vor einem Kostenrisiko. Mit LAWIO kann man seinen Anspruch durchsetzen.

LTB: Zum Abschluss noch die Bitte um eine allgemeine Einschätzung zum Thema Legal Tech: Was glaubt Ihr, wie wird sich die Branche in den kommenden fünf bis zehn Jahren entwickeln? Welche Modelle/Einsatzgebiete von Legal Tech werden sich durchsetzen, wo liegen die größten Chancen, bzw. was wird auf Dauer nicht funktionieren?

Sebastian: Legal Techs haben bereits gezeigt, dass sie Millionen von Verbrauchern zum Recht verhelfen können, in Rechtsbereichen, die Ihnen bisher nicht zugänglich waren. Um dem großen Bedarf an Rechtsdienstleistungen im Internet gerecht zu werden ist nun die Politik gefragt, damit sich die Legal Techs in Deutschland nicht mehr im rechtlichen Graubereich bewegen müssen. Dann können Verbraucherrechte in den nächsten fünf bis zehn Jahren massiv verbessert werden. Der Anwendungsbereich reicht mit dem Einsatz der neuen Technologien weit über das Fluggastrecht und Mietrecht hinaus. Im Prinzip kann Technologie bei jeder rechtlichen Prüfung unterstützen, die auf Grundlage von Erfahrungswerten oder statischen Mustern erfolgt. Legal Techs können so Rechtsbereiche bedienen, die Verbrauchern bisher verwehrt blieben aus Gründen von geringen Streitwerten oder aufwändiger rechtlicher Prüfung. Jedoch wird es auch in Zukunft nicht möglich sein dem Menschen ethische Entscheidungen abzunehmen.

LTB: Lea, Sebastian – vielen Dank für das Gespräch!