Erste deutsche Legal Tech Expo – LEGAL ®EVOLUTION in Frankfurt (Teil 1)

Mit über 600 internationalen Teilnehmern hat diese Woche die LEGAL ®EVOLUTION 2017 stattgefunden. Rechtsabteilungen, Compliance-, M&A- und IT-Abteilungen, Anwaltskanzleien, Notariaten und Steuerberatungen trafen bei der erstmals stattfindenden Kongressmesse für Legal Innovation in Kontinentaleuropa mit 50 Anbietern von Legal Tech und 53 Rednern vor allem aus Europa und den USA zusammen.

Zum Auftakt der fast durchgehend englischsprachigen Diskussionsveranstaltungen im Kap Europa, dem neuen Kongresshaus der Frankfurter Messe, stellte Dr. Jochen Brandhoff fest, dass Anwälte nur dann weiter erfolgreich sein werden, wenn sie von Experten aus anderen Gebieten lernen – Informatikern, IT-Spezialisten, Projektmanagern und mehr. Der Hessische Kultusminister und Rechtswissenschaftler Prof. Dr. Alexander Lorz stellte sodann die alles entscheidende Frage, wem die Zukunft des Rechts eigentlich gehöre. “Die hohen Wände in der Anwaltschaft zerbröckeln gerade, künftig werden viel mehr Menschen und Nicht-Juristen in der Rechtsberatung arbeiten”, sagte der frühere Rechtsprofessor Lorz. Zudem betreten immer mehr Anbieter den Rechtsdienstleistungsmarkt durch Hinter- und Seitentüren, so Lorz. Und einige von ihnen seien schlicht besser darin, ihre Produkte an die Rechtssuchenden zu bringen. Dr. Thomas Remmers, Vizepräsident der Bundesrechtsanwaltskammer und im Präsidium zuständig für die digitale Agenda und Kalle Palling, Vorsitzender des European Union Affairs Committee des Parlaments des digitalen Vorreiters Estland schlossen die Eröffnung der LEGAL ®EVOLUTION Expo & Congress 2017 ab.

Zu den 30 weiteren Vorträgen, Paneldiskussionen und Events gehörten unter anderem die Keynote von Thomas Metz, des Staatssekretärs im Justizministerium Hessen, das General-Counsel-Panel mit Arne Wittig (thyssenkrupp AG), Steffen Sachse (Aareal Bank AG), Victoria Núñez Francisco (Commerz Real AG), Florian Schäfer (Leica Camera AG) und Dr. Thorsten Hennrich (PlusServer GmbH) mit dem Titel „dafür zahlen wir nicht mehr“ und nicht zuletzt die Dinnerparty in der eleganten Kameha Suite mit über 300 Teilnehmern.

Besonders innovativ präsentierte sich Estland. Das digitale Vorzeigeland der EU hat sich bereits vor Jahren für den Einsatz digitaler Tools in der Verwaltung entschieden. Unter anderem erproben die Esten seit fast zehn Jahren die Blockchain-Technologie. Bereits im Einsatz ist die Blockchain seit 2012 landesweit im Gesundheitswesen und sogar an einigen Gerichten.

Von der LEGAL ®EVOLUTION ging insgesamt der Impuls aus, aktiv mit der Herausforderung Legal Tech umzugehen und vor allem die Chancen der Digitalisierung  in den Vordergrund zu stellen.

Wir haben mit dem Veranstalter Jochen Brandhoff ein kurzes Interview geführt.

Legal Tech Blog: Was war aus Ihrer Sicht das Highlight der Legal Tech Expo?

Jochen Brandhoff: DAS Highlight waren für mich die Aussteller. Mir haben viele Anwälte aus Kanzleien und Unternehmen erzählt, dass sie bisher auf keinem Legal-Innovation-Event ein so vollständiges Angebot an ITK-Lösungen und Dienstleistungen für Rechtsanwälte gesehen haben. Die Highlights der Konferenz waren meines Erachtens u.a. die Vorträge von Kultusminister Prof. R. Alexander Lorz, Staatssekretär Thomas Metz, Prof. Heribert Anzinger und natürlich das General-Counsel-Panel. Das dritte Highlight war die Dinnerparty in der eleganten Kameha Suite mit etwa 350 Teilnehmern.

Legal Tech Blog: Wird die Legal Tech Expo auch im kommenden Jahr stattfinden? Oder in welchem Rhythmus möchten Sie die Legal Tech Expo veranstalten? Wird sie wieder in Frankfurt stattfinden?

Jochen Brandhoff: Die LEGAL ®EVOLUTION Expo & Congress soll jedes Jahr stattfinden. Wir führen gerade Gespräche mit der Messe Frankfurt, um einen größeren Veranstaltungsort in Frankfurt zu finden. Wir haben für die LEGAL ®EVOLUTION 2018 viel vor. Wir wollen das Konzept unserer Kongressmesse wesentlich weiterentwickeln und das Zusammenführen von Juristen und Legal-Tech-Anbieter stark optimieren.

Legal Tech Blog: Was sind aus Ihrer Sicht die interessantesten Legal Tech Themen in diesem Jahr und in den nächsten drei Jahren, die wirklich Marktreife erreichen werden?

Jochen Brandhoff: Drei Themen finde ich in diesem Jahr und für die kommenden drei Jahre besonders interessant: Die automatisierte Erkennung rechtlich relevanter Daten – zum Beispiel bei der Eingangsprüfung von Verträgen in großen Rechtsabteilungen – und deren Verarbeitung zu rechtlichen Dokumenten – etwa bei der Erstellung des Erstentwurfs eines Vertrags. Darüber hinaus werden die Kooperationslösungen für Kanzleien und Rechtsabteilungen immer besser. Spannend finde ich schließlich vertikal integrierte, produktorientierte Anbieter im B2B-Bereich – im B2C funktioniert das schon jetzt oft, wie man etwa an rightmart und flightright sieht. In Zukunft werden die Angebote für Unternehmen mit keiner oder kleiner Rechtsabteilung zunehmen.